Am 11. September 2001 feierten wir den 6. Geburtstag unserer mittleren Tochter. Sie und ihre Freundinnen spielten unbekümmert im Wohnzimmer, als die Nachricht um die Welt ging, dass zwei Flugzeuge in die Twin Towers in New York gesteuert wurden. Viele Menschen wissen genau, wo sie die Nachricht über dieses Unglück erfuhren. Die Welt hielt den Atem an.
Seit den 9/11-Terroranschlägen steht Ground Zero
für eine Gedenkstätte und ein Museum.
Und für Trauer: 3000 Menschen starben bei dem Unglück.
Zeitgenossen fragen: Wie konnte Gott das zulassen?
Antwort: Gott schenkt Menschen die Freiheit, Gutes zu tun - oder auch, Flugzeuge in ein Hochhaus zu steuern.
Ein Bekannter schrieb kürzlich: Scheiß Krebs!
und fragt:
Warum trifft es meinen besten Freund? Wie kann Gott das zulassen?
Von meinem theologischen Lehrer Siegfried Kettling (1937-2024) habe ich gelernt: Man kann nicht vom Beobachten auf Gott schließen, zum Beispiel abends bei der Tagesschau. Dann entsteht ein zwiespältiges Bild. Schon beim Spinnennetz, wenn ich es betrachte, stellt sich die Frage: Ist es ein wunderbares Kunstwerk oder ein Mordinstrument? Was ist das für ein Gott, der hinter dem Spinnennetz steht?
Plus und Minus, Schwarz und Weiß, Hell und Dunkel prallen im Leben manchmal hart aufeinander.
Es entsteht ein Zwiespalt.
Eine Ver-zwei-flung.
Der Mensch (ver-)zweifelt an der Liebe Gottes.
Hiob, der selbst durch viele Leiden gehen musste (Verlust der Kinder, Existenz und Gesundheit) kommt zu dem Schluss:
Siehe, ich bin zu gering, was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen.
(Die Bibel. Hiob 40,4)
Das Leid ist neben der Liebe eines der größten Geheimnisse des Lebens.
Geheimnis heißt: es bietet ein Heim, wir leben darin, können es aber nicht erklären.
Kurioserweise stellen wir die Frage nach dem Warum?
nur im Leid - nicht im Guten, im Glück, in der Gesundheit.
Es geht bei der Frage nach dem Leid letztlich nicht um eine Erklärung, sondern um Trost.
Trost ist im alten Sinne des Wortes traust
oder trust
eine glückliche Mischung aus Vertrag und Vertrauen.
Gott hat mit dir und mir einen Vertrag: er trägt.
Er-trägt uns auch im Zweifeln und Anklagen.
Vor allem in der Verzweiflung trägt er.
Aus seinem Tragen und Ertragen wächst Vertrauen und daraus der Trost
(Die Bibel. Mt.5,4): Selig sind, die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde