Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

07.03.2024

Zarte Versuchung

Kennst du die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt? Versuchungen gibt es viele. Die Werbung suggeriert: Versuchungen sind zart. Die Bibel mahnt: Versuchungen können einen Kopf und Kragen kosten. Manch ein Zeitgenosse kann ein Lied davon singen. Die Bibel berichtet von Hiob, ein Mann nach dem Herzen Gottes. Er wird versucht vom Durcheinanderbringer, dem Diabolos: Satan. Zunächst verliert er Haus und Hof und seine zehn Kinder. Und die spannende Frage ist: Hält Hiob stand? Bleibt er dran am Glauben oder lässt er seinen Glauben an Gott fallen? Vom Schicksal so gebeutelt, verliert er schlussendlich auch noch seine Gesundheit. Seine Frau rät: Sage Gott ab und stirb. Er hingegen wendet sich an Gott und klagt ihm seine Not.

Der Reformator Martin Luther spricht von der Versuchung linker Hand: Wenn Menschen etwas genommen wird. Vielleicht die Gesundheit, der Job, die Beziehung geht in die Brüche oder Wünsche bleiben unerfüllt. Oder Menschen haben Zweifel und Fragen an Gottes Existenz und Gerechtigkeit, wenn sie Leid und Krieg in der Welt sehen. Manchmal lautet bei dieser Lebenserfahrung das Fazit: An einen Gott, der das alles zulässt, kann ich nicht glauben. Bei anderen Zeitgenossen geschieht genau das Gegenteil: Not lehrt Beten! und die Beziehung zu Gott wird intensiver.

Luther spricht andererseits von den Versuchungen rechter Hand: Wenn Menschen so zugeschüttet werden mit Freiheit und Reichtum, dass gelebter Glaube keinen Platz mehr in ihrem Alltag hat. Freizeitstress macht sich breit: Reels und Reisen, Freizeit und Familie, Hund und Hobbys, Bücher und Bett, Verein und Videoclips, Partnerschaft und Party, Anbieterwechsel und Alltag nehmen einen so in Beschlag, dass keine Zeit mehr bleibt für eine gelebte Beziehung mit Gott. Warum auch? Es ist ja alles da, was gebraucht wird. Die einzige Frage, die sich stellt: Wie kriege ich alles unter einen Hut?

Menschen, im reichen Deutschland, stehen in der Gefahr, dass sie ihren Glauben an den lebendigen Gott verlieren – ohne es zu merken. Sind sie dann Gott los und somit gottlos? Oder sitzt nur ein anderer Gott auf dem Lebensthron, um den sich dann alles dreht. Kürzlich las ich, dass sich die Sprechgeschwindigkeit in Deutschland in den letzten 50 Jahren verdoppelt hat. Geschwindigkeit und Gleichzeitigkeit reichen sich die Hand. Manchmal liegt die Versuchung darin, möglichst alles zu versuchen – am besten gleichzeitig.

Vielleicht hast du irgendwann genug – genug vom Überfluss. Vielleicht wird dann ein Defizit spürbar, das mit dem Überfluss zugeschüttet wurde. Eine Lebenslücke, die nur einer füllen kann. Vielleicht wird dann klar, dass die vermeintliche Freiheit, Gott-los zu sein, keine Freiheit ist, sondern in Abhängigkeiten führt. Welche Versuchung ist für dich zart?

Bleiben Sie gesund und behütet.

Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

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