Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

14.09.2023

Mängel

Ihr Fahrzeug ist ohne festgestellte Mängel. Eine Wiedervorführung ist nicht erforderlich. Die Plakette wurde zugeteilt und angebracht. So las sich letzte Woche die TÜV-Prüfbescheinigung für meinen 53 Jahre alten Traktor. Mit meinen 59 Lebensjahren wünsche ich mir auch eine solche Bescheinigung: Ohne feststellbare Mängel. Aber die Realität sieht anders aus.

In meinem Alter, so lasse ich mir sagen, zählen die inneren Werte: Zucker-, Cholesterin- und andere Blutwerte. Manche dieser Werte lassen bei meinem Hausarzt ein Stirnrunzeln auftreten und er mahnt Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Trinken an. Man ist in einem knackigen Alter, denn es knackt hier und da, erklärt mir meine Nachbarin.

Nun die Mängelliste ist lang und das nicht nur aus gesundheitlicher Perspektive. Auch charakterlich, und da muss ich keinen Hausarzt fragen, kann trotz fortgeschrittenem Alter nicht die Plakette zugeteilt werden. Die festgestellten Mängel sind da, egal ob in der DNA begründet, anerzogen oder mangels Trägheit nicht beseitigt. Definitiv falle ich als Best-Ager beim Charakter-TÜV durch.

Schlussendlich erklärt mir auch die Bibel (Röm.3,23), dass ich mit meinen Mängeln vor Gott nicht gut dastehe. Mit meinen Leistungen und guten Taten kann ich ihm nicht sonderlich imponieren, sie wiegen die Mängel nicht auf. Daher ist es so wichtig, dass Gott selbst die TÜV-Plakette verleiht: Trotz Mängelliste. Wenn ich auf mein Wesen, meine Worte, mein Tun oder Denken schaue, dann stelle ich fest: da ist noch viel Luft nach oben. Und Gott wird wohl kaum zu einem anderen Prüfergebnis kommen. Auf eine Wiedervorführung kann ich verzichten.

Was nun? Hoffnungsloser Fall? Nein. Gottes Freundlichkeit und Liebe hat Hoffnung für mich. Ich muss nicht bleiben, wie ich bin: Veränderung ist immer noch möglich – mit seiner Hilfe und Kraft. Er hat große Freude an mir - und dir – auch wenn die Mängelliste lang ist und wir manchmal darunter leiden. Auch bei meinem Traktor ist nicht alles tipptopp. Trotzdem freue mich an ihm.

Es gibt keinen Grund zur Selbstanklage. Warum? In den Augen Gottes sind wir in einem Prozess und unsere Fehler und Schwächen sind für unseren Gott keine Überraschung. Gott schaut uns an und sagt: Ich sehe deine Probleme, Kämpfe und dein Versagen, doch ich möchte dir sagen, gib nicht auf, ich glaube trotzdem an dich. Du befindest dich noch im Entwicklungsprozess. Ich arbeite tagtäglich an dir, um dich vorwärtszubringen. Also hör auf, dich selbst anzuklagen. Freue dich an dem, was schon gut läuft, was ich dir schon gegeben und gezeigt habe. Lass dir von deinen Selbstzweifeln und deiner Selbstanklage nicht die Freude am Leben, an dir und an mir rauben! Nach dieser Beurteilung komme ich gerne täglich zur Wiedervorführung bei ihm vorbei.

Bleiben Sie gesund und behütet.

Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

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