Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

12.01.2023

Angesehen

Gehören Sie zu den angesehenen Menschen in der Stadt oder auf dem Dorf? Aufgrund von Charakterstärken oder weil Sie auch sagen können: Mein Haus, mein Auto, mein Boot!? Achten Sie darauf, dass das Äußere stimmt, damit man sich sehen lassen kann von den Leuten? Oder gehören Sie eher zu denen, die am Rand der Gesellschaft stehen? Und wohnen daher auch nicht dort, wo die Reichen und Schönen leben?

Wer angesehen ist, der hat oft einen bestimmten sozialen Status. Und das Äußere entspricht diesem Status: Reisen, Kleidung, Frisur, Verhalten…. Ansehen muss man sich ständig erarbeiten: durch Hingabe, Leistung und Charme, mit Hilfe von Erfolg und Karriere. Fortwährend die Frage: Kann ich mich so sehen lassen? Schneewittchen lässt grüßen. Anstrengend ist der Weg zum Erfolg. Nur wenigen wird er in die Wiege gelegt. Für den Ansehensverlust gibt es dagegen viele Abkürzungen. Dann kann man sich nicht mehr sehen lassen.

Nicht angesehen war eine Frau, von der die Bibel berichtet: Die Blicke, die sie erntete, werteten sie ab. Keine aufwertende Blicke, sondern zerstörende. Als Geschenk kam sie von Ägypten nach Israel. Dort arbeitete sie als Sklavin, ist Arbeits- und Sexobjekt, wird zur Leihmutter. Angesehen ist sie nicht. Sie wird ge- und missbraucht. Irgendwann wird es ihr zu viel: sie sucht das Weite. Auf ihrer Flucht begegnet ihr ein Engel.

Dieser spricht ihr eine Verheißung und die Geburt eines Sohnes zu. Auf ihrer Flucht, vor den Blicken der Menschen, begegnet ihr Gott und sie begreift:

Du bist ein Gott, der mich sieht!
(Die Bibel. 1. Mo.16,13)

Als ägyptische Sklavin hat sie mit der Gottheit und dem Glauben ihrer Besitzer nichts am Hut. Dieser Gott interessiert sie nicht. Sie erwartet nichts von ihm. Und dann macht sie die Erfahrung, dass dieser fremde Gott sie sieht. Sein Blick verurteilt sie nicht! In der göttlichen Wahrnehmung erlebt sie Wertschätzung. In Gottes Augen ist sie geachtet. Sie darf sich wichtig nehmen, weil sie für Gott wichtig ist. Was sollen denn die Leute sagen?, ist nicht mehr der Leitspruch in ihrem Leben. Es findet nicht mehr unter den abfälligen Blicken ihrer Herrin statt, sondern unter den Augen des wohlwollenden und liebenden Gottes, der ihr Schöpfer ist.

Die Biografie von Hagar ist eine Ermutigung - besonders für ‚Alleinerziehende’ oder alleingelassene Menschen. Eine Ermutigung für Menschen, die den Eindruck haben, dass sie von ihren Besitzern einfach ‚weggeworfen’ wurden und sich eine neue Identität aufbauen müssen.

Wenn wieder mal alles zum Weglaufen ist, weil das Ansehen angekratzt oder man sich gar nicht gesehen fühlt, dann wünsche ich, dass wir uns den wohlwollenden Augen Gottes aussetzen. Der uns sieht. Der uns ansieht. Und unser Blick darf umgekehrt auf ihn gerichtet sein.

Bleiben Sie gesund und behütet.
Pastor Burkhard Heupel

Emmaus-Gemeinde

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