Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

20.10.2022

Herbst-Deko

Es ist Herbst und in unserer Wohnung wird umdekoriert: Die Sommer-Deko verschwindet und die Herbst-Deko kommt. Bevorzugt werden Kastanien, Eicheln und Hagebutten in formschöne Gläser gefüllt. Meine Aufgabe ist es, ausreichend Kastanien zu suchen und der herbstlichen Dekoration beizusteuern.

Dieses Jahr war ich nicht besonders erfolgreich. Nur drei Kastanien kann ich abliefern und bin unzufrieden mit meiner Leistung. Die Aufgabe muss ruhen, denn beruflich geht es zur Fortbildung nach Pappenheim, in Bayern, ja genau dorthin, wo der Spruch seinen Ursprung hat: Ich kenne meine Pappenheimer.

Unser Thema auf der Fortbildung ist die Neuentdeckung der Begegnung mit Gott in der Stille. So werden wir also gleich am ersten Tag zum Gebetsspaziergang losgeschickt. Unterwegs finde ich eine Kastanie und erinnere mich an die noch kümmerliche Herbstdekoration in unserem Wohnzimmer und an den Auftrag meiner Frau, den ich bisher nur ungenügend erfüllt hatte.

Da liegt sie also vor mir. Noch in der Schale - originalverpackt. Sie scheint besonders groß zu sein. Ich freue mich über meinen Fund und bin gewiss, meine Frau wird staunen über diese extrem schöne und große Kastanie der XXL-Klasse. Da die Kastanie noch in der Schale ist, mitsamt ihren Stacheln, kommt mir der Gedanken, dass ich sie aus der Schale löse und nur die große Kastanie in der Hosentasche mitnehme. Kurzum wird die Schale geöffnet und ich traue meine Augen kaum: es finden sich nur drei winzige Kastanien in der Schale.

gewöhnliche Kastanien und die drei Winzlingskastanien

Es schießt mir sofort durch den Kopf: Burkhard, es muss nicht immer die GROSSE Kastanie sein, die beste Predigt, die Hammer-Idee, der Quantensprung: Es dürfen auch kleine Brötchen gebacken werden. Klar, manchmal muss man dicke Bretter bohren und wo gehobelt wird, da fallen Späne.

Vielleicht geht es dir auch manchmal so, dass du gerne die RIESIGE Kastanie in deinem Alltag finden möchtest, und es sind nur erbsengroße Früchtchen, die sichtbar werden. Zugespitzt formuliert: Manchmal ist das unsere Vorstellung von Erfolg und Lebensinhalt: eine große Kastanie sammelt sich neben der nächsten im formschönen Lebensglas und lässt die Menschen im Lebensumfeld staunen und klatschen.

Gott sagt dir und mir zu: Ich kenne meine Pappenheimer. Und das meint er ganz positiv: er weiß um unsere Begabungen und Möglichkeiten, aber auch um unsere Grenzen und Schwächen und freut sich enorm, wenn wir unseren, vielleicht klitzekleinen, Beitrag beisteuern: im Freundeskreis oder im Beruf, in der Familie oder im Verein oder auch in der Kirche und im Glauben.

Bleiben Sie gesund und behütet.

Ihr Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

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