Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

03.12.2020

Familienbibel

Beim Aufräumen im elterlichen Haus fällt mir die Familienbibel mütterlicherseits in die Hand. Neugierig öffne ich sie. Vergilbte Umschläge und Todesanzeigen kommen zum Vorschein. Gleich auf den ersten Seiten ist feinsäuberlich in Sütterlin-Schrift eingetragen, wann die Großeltern geheiratet haben. Auch die Namen und Geburtsdaten der Ur-Großeltern sind vermerkt. Allerdings muss vor das zweistellige Geburtsjahr eine 18 gesetzt werden. Ich tauche ein in eine längst vergangene Zeit.

Auf den letzten Seiten der Bibel sind die Geburtsdaten der Kinder eingetragen. Onkel und Tanten von mir. Auch deren Paten sind vermerkt. So richtig spannend wird es mitten drin: Todesanzeigen aus den letzten Jahrzehnten, aus der Zeitung ausgeschnitten, finden sich zwischen den Seiten der Bibel. Auch ein Testament taucht auf.

Auf den ersten Blick erscheint es zufällig, dass eine Todesanzeige irgendwo zwischen den Seiten der Bibel eingefügt wurde. Beim genaueren Hinschauen sehe ich, dass das Bibelwort auf der Todesanzeige die Platzangabe vorgibt. Stammt der Bibelvers, den Angehörige zur Beerdigung für den Verstorbenen ausgewählt haben, aus den Psalmen, dann liegt die Todesanzeige eben genau dort.

Wie spannend. Beim Lesen der Bibel fiel also der Blick immer wieder auf die Todesanzeige von verstorbenen Vorfahren und den damit verbundenen Bibelvers. Die Erinnerung an einen lieben Menschen wird geweckt. Ich habe den Eindruck die Zeit steht still. Eingetaucht in die Welt der Vorfahren und ihre Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod lassen mich innerlich ruhig werden. Längst liegen sie auf dem Friedhof. Ein Grabstein ist geblieben.

Aber nicht nur der Grabstein erinnert an ihr Leben und manche Begegnung. Das biblische Wort erinnert an eine Hoffnung über den Tod hinaus. Was mich gerade umtreibt bekommt plötzlich eine neue Wertung. Was ist wirklich wichtig angesichts von Ewigkeit? Sie sind vorausgegangen, die Groß- und Urgroßeltern. Und: enormen Trost beinhalten die ausgewählten biblischen Worte. Meine Zeit steht in Gottes Händen, ist da zu lesen.

Dankbar werde ich für meine Vorfahren. Und denke an meine Nachfahren. Was werde ich ihnen hinterlassen. An Erinnerung. Und an Botschaft über Leben und Sterben und das Leben danach?

Bleiben Sie gesund und behütet.

Ihr Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

→ zum Archiv→ Home